Herr Ernst Klee, geb. 1942 in Frankfurt, hat sich wie kaum ein anderer in Deutschland mit dem Thema Behinderung bzw. der Emanzipation behinderter Menschen auseinandergesetzt. Durch seinen unermüdlichen Einsatz und durch seine zahlreichen Veröffentlichungen hat er sehr viel Positives für die Situation behinderter Menschen in unserer Gesellschaft bewirkt. Mit diesem Schulnamen wollen wir diese Persönlichkeit ehren und sein Lebenswerk würdigen. "Ernst Klee kann niemanden gleichgültig lassen. Seine Bücher fordern heraus – zu Entsetzen, Empörung, Wut; sie vermitteln ein Gefühl der Hilflosigkeit und doch auch den Wunsch, Dinge, wie sie sind, zu verändern" (Elisabeth Bauschmid, Süddeutsche Zeitung, 26.11.1997) Der Sozialpädagoge, Theologe und Historiker Ernst Klee ist im letzten Dezember mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet worden. Mit seinen beharrlichen Forschungsarbeiten habe sich der 1942 geborene Publizist große Verdienste um die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus erworben, sagte die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth bei der Preisverleihung. „Klee`s bisheriges wissenschaftliches und publizistisches Gesamtwerk zeugt von geistiger Unabhängigkeit und ist geeignet, bürgerliche Freiheit, moralischen und intellektuellen Mut zu fördern und dem Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse zu geben“, heißt es in der Begründung für die Preisverleihung. Die Goethe-Plakette wird in unregelmäßigen Abständen an „bedeutende Persönlichkeiten des Geistes für ihre kulturellen Verdienste“ verliehen. Sie ist nicht mit einem Geldpreis verbunden. Zu den bisherigen Preisträgern zählen Theodor Adorno, Suhrkamp-Chef Siegfried Unseld und der Schriftsteller Arno Lustiger. Internationale Aufmerksamkeit gewann Ernst Klee 1983 mit seinem Buch: „`Euthanasie´ im NS-Staat. Die `Vernichtung lebensunwerten Lebens´“. In diesem Buch beschrieb er erstmals umfassend und detailliert die als Geheime Reichssache bis 1945 durchgeführte Massentötung von alten, kranken oder sonst für „lebensunwert“ erklärten Bürgern, zeichnete er auch das Schicksal der Fürsorgezöglinge, Alkoholkranken, Arbeitslosen und der als „Gemeinschaftsunfähige“ oder „Asoziale“ verfolgten Menschen nach. Bei seinen mehrjährigen Recherchen konnte er einerseits bis dahin noch nie publiziertes Material entdecken, andererseits auch die bis dahin erschienene Literatur zu diesem Thema korrigieren: So begann die „Euthanasie“ nicht erst im Frühjahr 1940 in der ersten Vergasungsanstalt Grafeneck, sondern bereits viel früher. Gezeigt wird in diesem Buch auch, wie raffinierte Tötungen nach dem so genannten Euthanasie-Stopp weitergingen und wie sich Wissenschaftler, Ärzte, Richter, Staatsanwälte und Vertreter beider Kirchen dazu verhielten. „Mit dieser Veröffentlichung lösten Se eine bis heute anhaltende weltweite Forschungstätigkeit zu diesen Aspekten des größten Menschheitsverbrechens aus“, betonte Frau Roth. Für sein 1997 erschienenes Buch: „Auschwitz, Medizin und NS-Staat“ hat Klee noch im selben Jahr als erster Wissenschaftler aus Frankfurt den angesehenen „Geschwister-Scholl-Preis“ erhalten. In seiner Dankensrede für den ideellen Preis führte der Geehrte mehrere NS-Größen auf, die nach 1945 „trotz erwiesener Verbrechen“ auch in der Bundesrepublik Karriere gemacht hätten. „Die Rassenhygieniker“ im Dritten Reich haben sich nach 1945 in „Humangenetiker umbenannt“, sagte Klee. Sie streben nach einer Gesellschaft frei von Behinderungen. Dies könne nicht gelingen. „Nach allem, was behinderten Menschen in Deutschland zu gefügt worden ist, müssten sie uneingeschränkt als gleichwertig gelten“, forderte Klee. Seit rund zwanzig Jahren veröffentlicht Klee Werke über das Zusammenwirken von Medizin, Justiz und Verwaltung beim Massenmord an Juden, Sinti und Roma, Behinderten und Kriegsgefangenen im Dritten Reich. Andere Buchveröffentlichungen von Ernst Klee waren „Behinderten-Report 1“, „Behindertenreport 2“, „Psychiatrie-Report“, „Behindert“, „Dokumente zur `Euthanasie´ im NS-Staat“, „Was sie taten – Was sie wurden: Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- oder Judenmord“, „`Durch Zyankali erlöst´: Sterbehilfe und Euthanasie heute“, „Irrsinn Ost- Irrsinn West. Psychiatrie in Deutschland“, „Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer“ u.a.. 1981 wurde sein Film „Verspottet“ (über das Leben einer Kleinwüchsigen) mit einem Adolf-Grimme-Preis von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt/M. ausgezeichnet. (Berliner Behindertenzeitung -02/02)